georg klein
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installationen > warten : video dokumentation 4min. + orig. video 6min.
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warten | waiting
2005

Video-Klang-Installation in Split-Screen-Projektion, stereophon
Text: Bert Brecht, Stimme: Otto Sander
In einem Schaufenster an der Tramhaltestelle Alexanderplatz, Berlin

audio-video-loop: 6 min.
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Georg Kleins Installation bleibt dem Warten dicht auf den Fersen. „Warten“ zeigt ein best of der Wartenden auf Berlins Alexanderplatz. Einzeleinstellungen portraitieren Wartende in Echtzeit, ohne den Anlass ihres Wartens zu zeigen. Auch diese Bewegungs-Bilder übernehmen unvermeidlich die Funktion, die im Alltag des Wartens der Imagination des Betrachters obliegt: Die Wartedauer wird in Augenblicke zergliedert und filmisch rekonstruiert. Allerdings stellt die Installation dieses Verfahren auf der auditiven Ebene bewusst aus: Bertolt Brechts Gedicht „Der Radwechsel“ (1953), gesprochen von Otto Sander, erklingt in Fragmenten und Wiederholungen längerer Samples. Die Wartedauer des lyrischen Ichs nimmt hier also ebenfalls neue Formen an.

Auf visueller Ebene verkehrt sich zudem das Verhältnis: Die Wartenden verbrachten nur wenige Minuten vor der Kamera, der Kameramann hingegen wartete zwei Tage am Drehort. Der Splitscreen rafft die Vielzahl der Eindrücke, die beim Dreh entstanden. So dokumentiert Georg Kleins „Warten“ Georg Kleins Warten. Und, noch durch eine zweite und dritte Hintertür umgeht die Installation die Problematik der künstlerischen Dokumentation des Wartens: Ein rotes Viereck, vor der Leinwand positioniert, fordert die Zuschauer zum Einhalt auf. Als Loop konzipiert, lässt „Warten“ den Betrachter dann zusehen, endlos auf ein Ende warten. Die Arbeit dokumentiert das Warten so nicht nur auf der audiovisuellen Ebene, die Zuschauer haben sich selbst und die anderen Betrachter als Wartende vor Augen. (Viktoria Tkaczyk)
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